DIE EU UND DU

Die Europäische Union. Spätestens nach den Wahlen von Donald Trump und Emmanuel Macron im vergangenen Jahr ist die EU das beherrschende Thema in der politischen Debatte. Die einen wollen hin zu einem engeren Miteinander, ja sogar zu einem europäischen Bundesstaat, die anderen setzen lieber wieder auf mehr Nationalismus und gehen auf Distanz zu internationalen Allianzen. Ein Jahr vor der nächsten Wahl des Europäischen Parlaments stellt sich deshalb einmal mehr die Frage: Quo vadis, Europa?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst einen Blick auf die Entwicklung und den status quo der EU werfen.

Fakt ist: Auch wenn die EU aktuell ein äußerst umstrittener Verbund ist, so befasst sie sich mit vielen Bereichen unseres täglichen Lebens – obwohl wir das oft gar nicht so recht wahrnehmen.

Seit 70 Jahren sichert die EU schon Frieden. Doch von dem vielleicht größten Friedensprojekt der neueren Geschichte nehmen viele leider nur sehr wenig wahr. Deshalb gilt einmal mehr, sich zu fragen: Weshalb wurde die EU ursprünglich gegründet?

Im Kern sollte die EU mithilfe von wirtschaftlichen Verflechtungen möglichen Konflikten und Kriegen vorbeugen, um ein Szenario wie vor dem zweiten Weltkrieg zu vermeiden. Am 25. März 1957 wurde die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) durch Unterzeichnung der Römischen Verträge gegründet. Die sechs Gründungsländer waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Seitdem kamen 22 Länder hinzu und der Binnenmarkt wurde stetig ausgebaut. Das Konzept der Friedensicherung durch wirtschaftliche Beziehungen findet nun weltweit Anwendung und scheint – mehr oder weniger gut – zu funktionieren.

Heute befasst sich diese Institution nunmehr als Europäische Union mit weltpolitischen Themen wie Migration oder Umweltfragen, die weit über den ursprünglichen, wirtschaftlichen Grundgedanken hinausgehen.

Nun zu der eigentlichen Thematik. Die EU betrifft jeden einzelnen. Gerade für uns, die junge Generation bietet die EU unzählige Chancen und Möglichkeiten.

In der EU genießen wir beispielsweise eine weitgehende Reisefreiheit, was uns ohne großen Aufwand ermöglicht, andere Kulturen und Sprachen besser kennen- und schätzen zulernen. Dass dies für unsere Generation eine Selbstverständlichkeit darstellt, erzeugt ein Gefühl der Verbundenheit und sorgt für Toleranz. Die Eurozone mit ihren 19 Mitgliedsstaaten bringt zudem finanzielle Flexibilität. Lästige Geldwechsel vor dem Urlaub in Südeuropa sind damit obsolet geworden.

Zudem tragen die strengen Qualitätsstandards innerhalb der Europäische Union zur Gesundheitssicherung und zur Verlässlichkeit auf eine gewisse Produktqualität und Hygiene bei. Ob es wirklich sinnvoll ist, optische Standards für Obst und Gemüse festzulegen, bleibt jedoch ein anderes Kapitel.

Doch auch die Kritik vieler Unionsbürger hat im Zeitverlauf zugenommen. Die EU sei intransparent und viel zu aufgebläht – ja ein bürokratisches Monster. Zudem inkonsequent bei der Durchsetzung eigens bestimmter Kriterien und zu sehr auf Umverteilung gerichtet. Auch die Zahl der generellen Eurokritiker ist, mit Blick auf den Zuwachs der politischen Ränder, zumindest nicht gesunken.

Eine Erneuerung der EU scheint unumgänglich. Wie das aussehen kann, wird sich schon in diesem Jahr mit dem Wahlkampfauftakt für die Europawahlen 2019 zeigen.

Im Grundsatz gilt dennoch frei nach Voltaire: Wenn es die EU nicht gäbe, so müsste man sie erfinden.